DIMB IG Harz . Garrit Wenzel . Breite Straße 12 . 38855 Wernigerode
 
Wernigerode, 03.07.2014
 
 
Stellungnahme der IG Harz zu den Begründungen der Wegesperrungen für Radfahrer im
Nationalpark Harz. Für die Darstellung auf der Website leicht überarbeitete Version vom 27.02.2014.
 
Von Garrit Wenzel, Sprecher der IG Harz (Hauptautor)
und RA Christian Schulz, stellv. Sprecher der IG Harz, Ergänzungen und Korrekturen
 
Die Originaltexte der NPV werden als Zitate eingefügt.
 
Die Allgemeinen Darstellungen am Ende des Dokumentes befassen sich mit einigen Grundlagen, welche die Sperrungen mehrerer Wege tangieren.
Zu einigen Wegen wurden Fotos zur Dokumentation erstellt und eingefügt.
Inhalt
Inhalt
 
Darstellungen der gesperrten Wege im Einzelnen:
 
X. Allgemeine Darstellungen zur Nutzung von Wegen
X.1: Gefahrenpotential, reale Gefährdung und Wahrnehmung
X.2: Wegeschutz und unterschiedliche Nutzung von Wegen
X.3: reale Nutzung von Pfaden und Wegen, Nutzungsverlagerung durch Sperrungen
X.4: Entwicklung des Mountainbikens
X.5: Naturschutz
X.6: Wirkung einseitiger Verbote auf Nutzergruppen
X.7: Wirtschaft und wirtschaftliche Entwicklung
X.8: Forderungen und Lösungsvorschläge der DIMB IG Harz
 
 
 
1. Eckerlochstieg 
 
Zitat Nationalparkverwaltung:
1. „Der Eckerlochstieg gehört laut Wegeplan des Nationalparks zur Wegekategorie 1  (Pfad). Er ist zum großen Teil mit Granitblöcken überstreut, er ist steil und  stellenweise auch nass. Als Hauptwanderweg zum Brocken wird er von Wanderern  stark frequentiert. Es besteht aufgrund der Unwegsamkeit und der hohen Wanderbewegung  zu den unterschiedlichsten Zeiten ein erhöhtes  Gefahrenpotenzial. Auch die Erosionsgefahr entlang des Weges steigt, wenn dieser mit Mountainbikes  befahren wird. Die Radfahrer können auf die Brockenstraße ausweichen.“
 
Die vorstehende Begründung ist nicht geeignet, die Sperrung dieses Weges für Mountainbikes zu rechtfertigen. Zum Einen wird der Weg von Mountainbikern nur gering frequentiert. Zum Anderen setzt dieser Weg einen hohen Grad an fahrtechnischem Können des Fahrers voraus, so dass allein schon diese Tatsache limitierend wirkt. Unser Hobby hat in den letzten Jahren eine starke Entwicklung durchlaufen, die es heute möglich macht, solche Wege zu befahren.
 
Wir bitten um eine Präzisierung des Begriffes „Gefahrenpotential“. „Gefährlich“ ist so ein Weg bei genauer Betrachtung für alle Nutzergruppen, auch für ungeübte und schlecht ausgerüstete Wanderer/Spaziergänger, kurz Fußgänger.
Ein erhöhtes Gefahrenpotential in der Begegnung zwischen den Nutzergruppen besteht hier keinesfalls in besonderer Form. Der Eckerlochstieg ist meist sehr breit, außerdem wird er von allen Nutzern langsam und mit erhöhter Aufmerksamkeit genutzt.
 
Die von uns festgestellten Erosionen finden ihre Ursache in Wanderern, die in der Regel die schwierigen verblockten Stellen umgehen und so erheblich zur Aufweitung des Weges beitragen.
 
 
2. Kabelgraben 
 
Zitat Nationalparkverwaltung:
2. „Der so genannte Kabelgraben wird von den Wanderern beim Aufstieg zum Brocken über die Alte Bobbahn genutzt. Er kürzt die Brockenbettkurve ab, ist daher relativ steil. Die Erosionsgefahr ist hier deutlich höher bei Nutzung des Weges durch Mountainbiker.“
 
Der Kabelgraben ist breit, gut ausgebaut und fest. Eine erhöhte und untypische Erosionsgefahr durch menschliche und nicht natürliche Ursachen, egal, ob durch Wanderer oder Fahrradfahrer, können wir nicht erkennen.
Auch ist eine Sperrung problematisch, weil sie (siehe Anhang 4) das Verkehrsaufkommen auf der Brockenstraße erhöht.
 
 
3. Hohnekammweg
 
Zitat Nationalparkverwaltung:
3. “Der Pfad vom Hohnekamm zum Drudenstein ist schmal, steil und  nicht einsehbar. Bei der Begegnung zwischen Mountainbiker und Wanderer ist ein Ausweichen so gut wie unmöglich. Da dieser  Pfad ein beliebter Wanderweg ist,  existiert hier ein besonders hohes Gefahrenpotenzial. Aufgrund vieler feuchter Wegabschnitte entstehen, wie man vor Ort erkennen kann, durch das Mountainbiking erhebliche Vegetationsschäden, die die Erosionsgefahr deutlich ansteigen lassen.“
 
Leider ist diese Begründung räumlich unpräzise, da der Weg aus  Abschnitten mit sehr unterschiedlichem Untergrund besteht - wir gehen aber auf die einzelnen Bereiche des Kammweges sowie die Abfahrt zum Trudenstein ein.
 
Hohnekammweg:
Dieser erstreckt sich vom Einstieg in den Pfad hinunter zum Trudenstein und der Kreuzung mit dem Weg zum ehemaligen Skihang bis zur Abzweigung von Eulenstieg/Treppenstieg am nördlichen Ende des Kamms.
Er ist größtenteils verblockt, steinig und hat zwischen den Blöcken oft erdige oder feuchte Abschnitte. Er ist für Wanderer wie Mountainbiker deshalb von leicht erhöhter Schwierigkeit, wird aber sehr langsam und mit erhöhter Aufmerksamkeit befahren und begangen, so dass kein erhöhtes Gefahrenpotential vorhanden ist.
In den feuchten, morastigen Stellen sieht man oft fast ausschließlich Reifenabdrücke, kaum Fußabdrücke. Die Ursache dafür liegt im unterschiedlichen Umgang von Wanderern und Fahrradfahrern mit solchen Stellen. Sie werden aber keinesfalls von irgendeiner Nutzergruppe „verursacht“, sondern lediglich geprägt oder verändert. Mehr dazu in Anhang 2.
Eine Besonderheit des Kammwegs ist der kleine Bohlweg über den sumpfigen Bereich am Einstieg zum Eulenstieg. Dort wird der Steg oft von Mountainbikern umfahren, weshalb die Pflanzendecke außerhalb des eigentlichen Weges zerstört wird. Wir distanzieren uns von diesem Verhalten einzelner Radfahrer, die damit auch gegen unsere DIMB Trail Rules verstoßen.
Wie in unserer ersten Gesprächsrunde schon angedeutet, ist die DIMB IG Harz gern bereit, in Zusammenarbeit mit der NPV dort Maßnahmen zum Schutz dieser und anderer besonders schützenswerter Bereiche durchzuführen. Das könnte zum Beispiel ein hölzernes Geländer rechts und links des Steges zur Verhinderung des Umfahrens sein und zusätzlich eine aufklärende Beschilderung, die Mountainbiker im Sinne des Schutzes auffordert, den Steg zu nutzen und dabei das Fahrrad zu tragen oder zu schieben.
Wir halten solche Maßnahmen generell für wesentlich zielführender und erfolgversprechender als pauschale Verbote.
 
Pfad zum Trudenstein:
Auf Grund seiner Steilheit und Beschaffenheit sehen wir hier eine Sperrung als durchaus sinnvoll an. Vor allem unerfahrene Biker bremsen hier oft mit schleifendem Hinterrad. Durch die natürliche Unübersichtlichkeit besteht die Gefahr überraschender Begegnungen zwischen Wanderern und Mountainbikern. Auch hier ist aber eine Beschilderung mit Begründung unbedingt erforderlich, um den Sinn der Sperrung zu vermitteln.
 
Sperrung des gesamten Hohnekamms:
Durch die Sperrung des gesamten Gebietes „Hohnekamm“ wird einer der landschaftlich schönsten Teile des Harzes in Sachsen-Anhalt für viele Naturfreunde tabuisiert. Es entsteht der Eindruck, das hier rein aus Sicht der Nutzergruppe „Wanderer“ und nicht nach den eigentlichen Aufgaben einer Nationalparkverwaltung gehandelt wird. Allein die wirtschaftlichen Konsequenzen sind bemerkenswert, wird doch gerade der Hohnekamm nach wie von Tourismus-Informationen und ähnlichen Einrichtungen als ein Highlight für das Mountainbiken im Harz beworben. Beispiele dafür können wir auf Wunsch nachweisen.
 
Hohnekamm
Bild 1
 
Mountainbiker fahren durch die morastigen Bereiche, Wanderer gehen außen vorbei
Hohnekamm
Bild 2
 
Mountainbiker fahren durch die morastigen Bereiche, Wanderer gehen außen vorbei
Hohnekamm
Bild 3
 
Mountainbiker fahren durch die morastigen Bereiche, Wanderer gehen außen vorbei
 
 
4. Eulenstieg/Treppenstieg 
 
Zitat Nationalparkverwaltung:
„4. Eulenstieg: Der Wanderpfad zur so genannten Hölle und zum Landmann (Eulenstieg)  liegt in der Naturdynamikzone des Nationalparks und hat daher für die Umweltbildungsarbeit einen besonderen Stellenwert. Um dieses Gebiet ruhig zu halten, wurde mit den Wandervereinen vereinbart, den Einstieg im Gelände nicht zu kennzeichnen. So nutzt nur ein geringer Prozentsatz der „Hohnewanderer“ diesen Weg. Die geringe Nutzung dieses Weges ist Voraussetzung für den Erhalt des naturnahen Zustands desselben in der Kernzone des Nationalparks und damit für ein besonderes Naturerlebnis. Es wäre ein absoluter Widerspruch zu den Vereinbarungen mit den Wandervereinen, wenn die Nationalparkverwaltung auf diesem Weg Mountainbiker zulassen  würde. Ruhig gestellt werden soll das Gebiet, da hier u.a. der Sperlingskauz regelmäßig brütet.“
 
Der Eulenstieg ist in seinem jetzigen Zustand mit seit Jahren nicht beräumten umgestürzten Bäumen für Wanderer nur mühsam begehbar und für Mountainbiker nicht befahrbar. Deshalb ist hier eine Sperrung vertretbar.
Allerdings ist die Art der Begründung aus unserer Sicht sehr fragwürdig. Wenn dort eine schützenswerte Tierart beheimatet ist, sollte der Weg für alle Nutzergruppen gesperrt werden. Hier zeigt sich einmal mehr die nach unserer Sicht verzerrte Wahrnehmung der einzelnen Nutzergruppen voneinander.
Ebenso wenig, wie alle Mountainbiker mit Hochgeschwindigkeit und rücksichtslos auf den Waldwegen unterwegs sind, verhalten sich alle Fußgänger so, wie es das Bild des idealen Wanderers darstellt. Sehr viele Wanderer sind in großen Gruppen lautstark unterwegs, verlassen die Wege, hinterlassen Müll und verhalten sich keinesfalls so, wie es der Codex des NP vorsieht. Die Störung, die von solchen Gruppen für sämtliche Tierarten ausgeht, ist vielfach höher als die, welche einzelne Mountainbiker verursachen können, die in seltenen Fällen auf dem Eulenstieg unterwegs sind.
Wenn es um Naturschutz geht, sollten alle Nutzergruppen gleich behandelt werden. Sonst entsteht der Eindruck, es gäbe eine Nutzer-Elite. Eine Möglichkeit wäre es beispielsweise, den Eulenstieg und andere Wege mit ähnlichen Rahmenbedingungen generell für alle Nutzergruppen zu sperren und nur durch Ranger geführte Wanderungen dort durchzuführen. Dringend erforderlich ist aber auch hier die Information der Nutzer durch Beschilderungen. Eine generelle Sperrung ohne Begründung sorgt nur für Unverständnis, lässt solche Maßnahmen willkürlich erscheinen und provoziert Trotzreaktionen.
 
 
5. Moorstieg
 
Zitat Nationalparkverwaltung
„5. Der Moorstieg quert, wie der Name es zum Ausdruck bringt, ein Hangmoor am Hohnekamm . Die sehr feuchten Partien sind mit einem Bohlweg überbaut wurden, der zu schmal für Wanderer und Mountainbiker ist. Allerdings sind die angrenzenden Wegabschnitte ebenfalls feucht, so dass die vorhandene Pflanzendecke durch die Reifen der Mountainbikes sehr verwundbar ist.“
 
Der Moorstieg weist in seinem Verlauf die unterschiedlichsten Untergründe auf. Die Stege im oberen Bereich mit einer durchschnittlichen Breite von 1,20m sind keinesfalls zu schmal für einen respektvollen Begegnungsverkehr. Sie ermöglichen auf Grund ihrer Breite sogar bei verminderter Geschwindigkeit das Vorbeifahren. Im Zweifelsfall ist ausreichend Platz zum Absteigen und Umgehen auf dem Steg vorhanden , ohne das ein Nutzer diesen verlassen muss oder gefährdet wird. Uns sind im Bereich des Moores keine Stellen bekannt, an denen die Stege von Mountainbikern umfahren wurden oder werden. 
Bei unserer Begehung hatten wir selbst eine Begegnung als Fußgänger mit eine Gruppe von Mountainbikern. Es gab keinerlei Problem dabei.
Im unteren Bereich, der an ein trockenes Bachbett erinnert, entstehen und entstanden sehr viele Umgehungen auf Grund umgestürzter Bäume oder natürlicher Erosion. Diese Wegaufweitungen können durch entsprechende Beräumung des Weges abgestellt werden.
 
Moorstieg
Bild 4
 
Verwirrende Beschilderung, einmal im Verlauf und einmal quer zu diesem
Moorstieg
Bild 5
 
Natürliche Erosion am Moorstieg
Moorstieg
Bild 6
 
Der Moorstieg ist unten sehr breit und übersichtlich
Moorstieg
Bild 7
 
Umgehung durch blockierenden Baum
Moorstieg
Bild 8
 
Die Stege des Bohlweges bieten Platz genug zum Ausweichen mit einer Breite von ca. 120cm
Moorstieg
Bild 9
 
Eine der Stellen zwischen den Stegen. Eine Gefährdung umliegender Vegetationsflächen besteht nicht. Der Weg selbst zeigt zwischen den Steinen deutliche Spuren aller Nutzergruppen, ist aber auf Grund dieser felsigen Grundstruktur nicht gefährdet.
Moorstieg
Bild 10
 
Wanderer weichen mehr als Mountainbiker feuchten Stellen aus und verbreitern so die Weg zu Lasten der angrenzenden Vegetation
Moorstieg
Bild 11
 
eine durch Wanderer entstandene und auch durch Mountainbiker genutzte Umgehung, die geschlossen werden kann und sollte
Moorstieg
Bild 12
 
Unproblematische Begegnung zwischen Wanderern und Bikern
 
 
6. Beerenstieg
 
Zitat Nationalparkverwaltung
„6. Für den Beerenstieg gilt das Gleiche wie für den Hohnekamm-Weg, er ist steil und zum Teil schlecht einsehbar. Die Erosionsgefahr erhöht sich stark bei Nutzung des Weges durch Mountainbiker.“
 
Ihre Beschreibung der örtlichen Gegebenheiten treffen ausschließlich für den obersten Abschnitt des Beerenstieges von der Leistenklippe bis zum Querweg zum alten Skihang/Von-Eichendorff-Stieg zu. Deshalb wundert uns zunächst die Sperrung des gesamten Weges.
Der obere Abschnitt wird von sehr wenigen Mountainbikern benutzt und setzt schon recht hohe fahrtechnische Fertigkeiten voraus, weshalb er auch von einem Teil nur begangen wird. Eine erhöhte Erosionsgefahr ist dort deshalb nicht gegeben, zumal gerade im Bereich der „Rinne“ auch die natürliche Erosion sehr hoch ist. Dort wird, wie auf dem gesamten Beerenstieg, durch Schmelz- und Regenwasser sehr viel lockeres Material zwischen den vorhanden Felsblöcken abgetragen. Für unbedarfte Betrachter ergibt sich der Eindruck, wenn sie dann dort einen Reifenabdruck sehen, diese Erosion wurde durch die Befahrung verursacht. Das ist ein Trugschluss, der an vielen Stellen entsteht.
Ebenfalls im Bereich der Rinne gibt es von oben gesehen rechtsseitig einen sogenannten „Chickenway“, also eine Umfahrung von Mountainbikern, denen der eigentliche Weg zu schwer ist. Die DIMB IG Harz lehnt solche Abkürzungen strikt ab und bietet an, dort eine natürlich Sperre zum Beispiel in Form eines abgelegten Steines anzulegen. 
Der mit Abstand größte Teil des Beerenstieges ist eine natürliche Flutrinne, die vor allem durch steinige, verblockte Bereiche geprägt wird. Diese Rinne unterliegt keiner besonderen Erosion durch eine Befahrung oder Begehung. In einigen Abschnitten gibt es deutlich zu sehenden Verbreiterungen des Beerenstieges durch Umgehen und Umfahren des eigentlichen Weges. Diese entstehen und entstanden vor allem durch Wanderer, die bergauf einen leichteren Weg als durch die verblockten Bereiche suchen. Dieses Phänomen ist auch an anderen, ähnlichen Pfaden sehr gut zu sehen. Natürlich werden diese „Randwege“ auch von Mountainbikern genutzt, wenn sie irgendwann etabliert sind.
Eine irgendwie erhöhte Gefährdung von Wanderern durch Mountainbiker gibt es im gesamten Verlauf des Beerenstieges auf Grund der Breite und Beschaffenheit nicht.
 
Beerenstieg
Bild 13
 
Keine Beschilderung zum Befahren am Start des Beerenstiegs, sämtliche gesperrte Wege weisen immer nur an den unteren Punkten Beschilderungen zu den Sperrungen au, was für Missverständnisse sorgt. Außerdem fehlen „Endschilder“ an den Sperrungen.
Beerenstieg
Bild 14
 
Zu sperrende Ausweichstrecke
Beerenstieg
Bild 15
 
Der Beerenstieg ist auch an seinen schmalsten Bereichen breit genug für Begegnungsverkehr
Beerenstieg
Bild 16
 
Natürliche Erosion
Beerenstieg
Bild 17
 
Der eigentliche Verlauf des Beerenstieges (links die Rinne) wird seit Jahren von vielen Nutzern umgangen (rechts)
Beerenstieg
Bild 18
Der Beerenstieg im unteren Bereich ist eine stabile, felsige Rinne mit feuchten und erodierenden Stellen zwischen den Steinen, was aber keine Auswirkungen auf den Weg hat. Daneben links eine typische, vor allem durch Wanderer genutzte Umgehung
Beerenstieg
Bild 19
 
Typischer Abschnitt am Beerenstieg
Beerenstieg
Bild 20
 
Umgehung und Umfahrung der durch Erosion und Anspülung stark erschwert zu nutzenden Rinne, die den eigentlichen Weg darstellt. Eine vermehrte oder besondere Schädigung durch Mountainbikes gibt es hier nicht.
 
 
7. Treppenstieg
 
Zitat Nationalparkverwaltung
 „7. Der Treppenstieg stellt die Zuwegung zum Eulenstieg dar. Wenn man den Treppenstieg nutzt, endet man in einer Sackgasse, da der Eulenstieg aus den oben genannten Gründen nicht für Mountainbiker befahrbar ist.“
 
Siehe Punkt 4, „Eulenstieg“
 
 
8. Höllenstieg 
 
Zitat Nationalparkverwaltung:
 „8. Der Höllenstieg ist ein Hauptwanderweg von Wernigerode zum Brocken. Er quert im Bereich Blumentopf, aber auch am Hohnehang viele feuchte, sogar moorige Bereiche. Die Pflanzendecke ist hier durch Mountainbiking stärker gefährdet als durch Wandern. Hinzukommt, dass dieser Weg ein historischer Harzklubwanderweg (11D) ist, somit relativ stark frequentiert wird und zu schmal und steil für eine Doppelnutzung ist.“
 
Die Sperrung des Höllenstieges sehen wir aus unterschiedlichen Gründen als eine der fragwürdigsten an.
Für sehr großen Unmut sorgt Ihre Begründung der nicht möglichen Doppelnutzung auf Grund historischer Ansprüche des Harzklubs. So eine Begründung ergibt sich weder aus der Gesetzeslage, noch können wir eine Rechtfertigung dieser Ungleichbehandlung im NPG LSA erkennen. Wir bitten hier dringend um weitere Aufklärung, da der Beigeschmack einer Interessenvermischung entstanden ist.
 
Weiter ist das Argument der starken Frequentierung durch Wanderer falsch und lässt sich ohne Weiteres widerlegen. Wie beim Beerenstieg auch finden sich hier nur selten Wanderer. Andernfalls bitten wir um Belege für die Richtigkeit Ihrer Behauptung. Im Übrigen haben wir bei den Begehungen folgendes festgestellt:
So wird der untere, flache Teil in Form einer Forststraße sogar von KFZ´ befahren, soll aber nicht durch Mountainbikes genutzt werden. Am Blumentopf selbst wurde als Querung des kleinen Bachbettes ein Steg gebaut, der für alle Nutzergruppen zu kurz und zu schmal ist und deshalb ein Umfahren/Umgehen provoziert und so für eine Zerstörung angrenzender Pflanzendecke sorgt.
Im weiteren Verlauf nach oben bis zu ersten Querung ist der Höllenstieg größtenteils völlig unproblematisch, außer einer verblockten und steileren Stelle eher leicht zu befahren und zu begehen. Außerdem gibt es hier mehrere Passagen, wo sich der Höllenstieg auf Grund einer völlig fehlenden Beschilderung in eine Vielzahl von Seiten- und Nebenwegen aufgeweitet hat.
Wir konnten nur eine Stelle entdecken, die eindeutig und ausschließlich durch Mountainbiker geschädigt wurde. Auch dort kann man sehr leicht durch das Verlegen eines Steines etc. einer weiteren Erosion gegenwirken.
Der Abschnitt des Höllenstiegs zwischen „Victor-von-Scheffel-Weg“ und „Forstmeister-Sietz-Weg“ ist insgesamt steiler und verblockter als der Rest des Weges. Hier gibt es auf Grund der sehr niedrigen Geschwindigkeit aller Nutzergruppen und der erhöhten Aufmerksamkeit kein Gefahrenpotential, solange sich alle Nutzer respektvoll verhalten.
Eine besondere Erosionsgefahr besteht an den teils feuchten Stellen zwischen den Granitblöcken nicht, da durch die Begrenzung dieser Stellen durch die Steine kein allgemeines Vertiefen des Pfades zu befürchten ist.
Außerdem noch Anmerkungen zum oberen Teil des Höllenstieges zwischen „Forstmeister-Sietz-Weg“ und „Glashüttenweg“, auch wenn dieser nicht von Sperrungen betroffen ist.
Hier liegen sehr viele seit längerer Zeit ungeräumte große Stämme quer über den Pfad und behindern zum Einen alle Nutzergruppen. Zum Anderen entstehen dort momentan sehr viel Umgehungen, die sich auch teilweise etablieren. Auch entstehen an den Stämmen durch das Suchen nach geeigneten Stellen zur Überwindung dieser Hindernisse große, ausgetretene Bereiche. Das alles sorgt für eine sicher ungewollte Verbreiterung und teilweisen Zerstörung des eigentlichen Pfades.
Hier sollte im Interesse der Erhaltung dieses Weges dringend beräumt werden.
 
Höllenstieg
Bild 21
 
Missverständliche Beschilderung: Verbotsschild quer zur Richtung, an anderen Stellen wird längs zur Richtung ausgeschildert.
Höllenstieg
Bild 22
 
Spuren durch Wanderer und Mountainbiker, vor allem aber durch KFZ inkl. Wegverbreiterung
Höllenstieg
Bild 23
 
Zu kleiner Steg am Blumentopf, dadurch Schädigung der umliegenden Vegetation durch alle Nutzergruppen
Höllenstieg
Bild 24
 
Der Höllenstieg besteht überwiegend aus robustem, steinigen Untergrund
Höllenstieg
Bild 25
 
Typische Ansicht: während Mountainbiker die nasse Rinne und damit den eigentlichen Weg befahren, weichen Wanderer aus und verbreitern den Weg bzw. schädigen den Wegrand
Höllenstieg
Bild 26
 
Unklarer Wegverlauf sorgte für breite Verzweigung des Höllenstieges
Höllenstieg
Bild 27
 
Die einzige nennenswerte und dauerhafte Erosion am Höllenstieg wird durch Wasser verursacht
Höllenstieg
Bild 28
 
Unberäumte Stämme sorgen für Umgehungen
Höllenstieg
Bild 29
 
Durch Mountainbiker geschädigte Stelle, die durch minimales Eingreifen geschützt werden kann
Höllenstieg
Bild 30
 
Natürliche Erosion und der schwer zu gehende Weg führten zur Umgehung durch Wanderer
Höllenstieg
Bild 31
 
feuchte Stellen im Frühjahr zeigen Spuren durch alle Nutzer.
Höllenstieg
Bild 32
 
Schädigung des Weges durch Blockierung und der Suche nach  Ausweichmöglichkeiten
Höllenstieg
Bild 33
 
Hier etabliert sich bereits vor der Wurzel einen Umgehung, da der Weg blockiert ist
Höllenstieg
Bild 34
 
Ein zusätzlicher Pfad hat sich durch Wanderer etabliert, da der eigentlich Weg dauerhaft feucht ist
Höllenstieg
Bild 35
 
Mountainbiker durchfahren feuchte Stellen, Wanderer umgehen sie und verbreitern den Weg. Das ursächliche Problem, die feuchte Stelle, kommt von keiner der Nutzergruppen
 
 
9. Bremer Weg
 
Zitat Nationalparkverwaltung: 
„9. Der Bremer Weg ist der Hauptwanderweg von Ilsenburg zum Brocken. Er wird daher von sehr vielen Wanderern genutzt. Er ist schmal und stark blockbestreut, so dass eine Doppelnutzung für Wanderer und Mountainbiker nicht möglich ist. Er ist wie der Höllenstieg ein historischer Harzklubwanderweg (9E), der ursprünglich einmal vom Harzklubzweigverein Bremen angelegt wurde. Da der Weg schmal ist, ist ein Ausweichen durch den Mountainbiker oftmals nicht möglich. Es besteht daher ein sehr großes Gefahrenpotenzial. Hinzu kommt, dass der Unterhaltungsaufwand, den die Nationalparkverwaltung zum Erhalt dieses schmalen Hangweges erbringen muss, sehr hoch ist. Dieser würde deutlich ansteigen, wenn er regelmäßig von Mountainbikern genutzt würde. Da parallel zum Bremer Weg die Ilsetalstraße und die Straße an den Ilsefällen verläuft, kann diese von den Mountainbikern genutzt werden.“
 
Eine Nutzung durch Mountainbiker und Wanderer gleichzeitig ist auch hier, wie auf allen schmalen Wegen und Pfaden, sehr gut möglich, solange beide Seiten sich respekt- und rücksichtsvoll verhalten. Die Engstellen sind alle so kurz, das eine Verständigung darüber hinaus gut möglich ist.
Da der Bremer Weg auch beim Begegnungsverkehr zwischen ausschließlich Wanderern sehr eng ist, entsteht der Eindruck, das die Sperrung über die „Priorisierung“ der Wanderer, wie sie im Wegeplan und im NPG LSA verankert ist, hinausgeht und ein generelles Freihalten des Weges für Wanderer bewirken soll. Wir sehen deshalb auch hier eine informative Beschilderung als zielführender an. Eine Umlenkung der Mountainbiker auf breite, schnelle Forststraßen forciert die dort bereits vorhandenen Gefahren und reduziert die Attraktivität des Harzes als touristisches Ziel stark.
Einen erhöhten Unterhaltungsaufwand, der durch Mountainbiker speziell auf dem Bremer Weg verursacht wird, können wir nicht erkennen.
Eine Sperrungen auf Grund historischer Ansprüche des Harzklubs ist fragwürdig, siehe Punkt 8. „Höllenstieg“.
 
 
10. Wege um den Eckerstausee
 
Zitat Nationalparkverwaltung
10. „Der Rundweg um die Eckertalsperre ist auf sehr langer Distanz sehr feucht, so dass hier die Gefahr der Zerstörung der Pflanzendecke durch Fahrradreifen besonders hoch ist. Um dies zu verhindern, ist er für Mountainbiker gesperrt.“
 
Es besteht eine wesentlich geringerer Gefährdung der angrenzenden Pflanzendecke an feuchten Wegstellen durch Mountainbiker als durch Wanderer. Das ergibt sich aus den differierenden Form des Verhaltens der Nutzer an diesen Stellen, siehe Anhang 2.
Mit einer Sperrung des gesamten Rundweges um den Eckertal-Stausee ist das zweite große, landschaftlich schöne und touristisch attraktive Gebiet für eine Nutzergruppe komplett gesperrt. Das lehnen wir aus Gründen der Gleichbehandlung der Nutzergruppen ab, zumal auch hier, wie am Hohnekamm, der Eindruck des Ausschlusses einer Nutzergruppe zur exklusiven Nutzung durch die Wanderer entsteht.
 
 
X. Allgemeine Darstellungen zur Nutzung von Wegen
 
In diesen Darstellungen befassen wir uns mit den grundsätzlichen Fragen, um die Hintergründe der Sperrungen und die Erfolgs- und Akzeptanzaussichten aus unserer Sicht zu beleuchten. 
 
X.1: Gefahrenpotential, reale Gefährdung und Wahrnehmung
 
Als Begründung für die Sperrung von Wegen im Nationalpark zu Lasten der Mountainbiker wurde und wird von der Nationalparkverwaltung Harz oft das Gefahrenpotential und die Gefährdung von Wanderern durch die Begegnungen zwischen diesen beiden Nutzergruppen angeführt.
Dieses Potential gibt es - aber nicht auf den gesperrten Wegen der Nationalpark-Kategorie 1, also den Pfaden, sondern genau dort, wohin die Mountainbiker offensichtlich gelenkt werden sollen: auf den breiten Forststraßen und Massen-Wanderwegen. Dort ist auf Grund des hohen Personenaufkommens, des meist nicht StVO-konformen Verhaltens aller Nutzer und der dort vorherrschenden Wegbeschaffenheit zum Einen die Geschwindigkeit von Fahrradfahrern ungleich höher als auf schmalen Pfaden und zum Anderen die Aufmerksamkeit der Wanderer und Radfahrer durch die einfach zu nutzenden Wege eingeschränkt. Die Breite dieser Wege verleitet alle Nutzer dazu, sich in großen Gruppen auch nebeneinander zu bewegen, weshalb in der Realität die Begegnungen zwischen den verschiedenen Nutzergruppen schneller, dichter und damit wesentlich gefährlicher ablaufen.
Bewiesen wird das immer wieder durch Meldungen von Unfällen, die sich ausschließlich auf Wegen der Kategorien II und III ereignen. Uns liegen bisher keine Nachweise vor, das es durch Begegnungen zwischen Wanderern und Radfahrern auf den gesperrten Wegen der Kat. I zu Unfällen oder Zusammenstößen und damit realen Gefährdungen kam.
 
Aus unserer Sicht wird hier der Begriff „Gefährdung“ stellvertretend für den Begriff „Störung“ verwandt. Wir haben bisher den Eindruck, das dies nicht zufällig geschieht. Viele Wanderer fühlen sich einfach durch Mountainbiker gestört, weil sie von dieser Art des „sich Bewegens“ in der Natur ein falsches Bild haben oder aus einer verklärten Vorstellung heraus ein alleiniges Anrecht auf den Naturgenuss durch Wanderer als gegeben ansehen. Das mag auch daraus resultieren, das scheinbar alle Wege im Nationalpark als Wanderwege tituliert werden, obwohl sie zu einem großen Teil in ihrer Entstehung Nutz- oder Schmuggelwege waren. 
Wenn nun Wanderer an einer engen Stelle einem Mountainbiker begegnen, fühlen sie sich allein dadurch oft bereits gestört. Daraus eine Gefährdung abzuleiten, ist natürlich in keiner Weise gerechtfertigt. Wenn man nun bedenkt, das beispielsweise im Straßenverkehr Fahrzeuge mit über 50 km/h in einem Abstand von weniger als einem Meter an Fußgängern auf dem Gehweg vorbeifahren, wird die Verhältnismäßigkeit von „Gefährdung“ in solchen Situationen deutlich. Der fehlende Nachweis von realen Unfällen auf den Pfaden zeigt: es gibt sie dort nicht.
Das Mountainbiken ist eine ebenso naturfreundliche und naturnahe Möglichkeit, sich im Harz zu bewegen und zu erholen, wie das Wandern. Hier wie dort gibt es unterschiedliche Ausprägungen zwischen gemächlich und sehr sportlich, aber immer geht es darum, Naturerleben und körperliche Bewegung zu verbinden. Es ist für uns nur sehr schwer zu begreifen und zu akzeptieren, das mit teils fragwürdigen Argumenten versucht wird, eine dieser Nutzergruppen im Erleben des Harzes derart einzuschränken.
 
Leider scheint auch hier das weiter oben erwähnte verzerrte und pauschalisierte Bild vom Mountainbiker vorzuherrschen. 
 
 
X.2: Wegeschutz und unterschiedliche Nutzung von Wegen
 
Irritiert haben uns zum Teil die für die einzelnen Wegesperrungen genannten Begründungen.
Zunächst ist der Zweck eines Weges im Nationalpark wohl der, den Verkehr auf vorbestimmten Bahnen zu halten um die Natur außerhalb dieser Bahnen zu schützen, da es ein allgemeines Betretungsrecht im Nationalpark Harz nicht gibt.
Diese eigentliche Aufgabe der Wege funktioniert bei Mountainbikern wesentlich besser als bei Wanderern. Die Neigung, den Weg zu verlassen und sich außerhalb der „Bahnen“ zu bewegen, ist bei Mountainbikern wesentlich geringer als bei Wanderern, wenn man den Querschnitt der Nutzergruppen betrachtet.
In diesem Zusammenhang wundert uns der mehrfach genannte Hinweis auf die Zerstörung der Pflanzendecke auf den gesperrten Wegen durch Mountainbiker. Diese Pflanzendecke wird auch durch das Begehen, gerade mit Wanderstöcken, auf Dauer stark in Mitleidenschaft gezogen oder zerstört, das Befahren mit Mountainbikes ändert hier nichts Wesentliches, außer das die Nutzung durch mehr als eine Nutzergruppe zwangsläufig eine höhere Frequentierung bedeutet. Deshalb aber willkürlich eine Nutzergruppe zu sperren und einer anderen unverminderten Zugang zu gewähren, kann keine Lösung sein.
Es stellt sich aber eine grundlegende Frage: wie sinnvoll und fruchtbar ist es denn, vom Erhalt einer Pflanzendecke auf Wegen auszugehen? Viele Mitglieder der DIMB IG Harz sind nicht nur begeisterte Mountainbiker, sondern auch passionierte Wanderer. Einige Mitglieder der IG Harz kennen den Harz und das Gebiet des Nationalparks seit ihrer Kindheit in der DDR - und können sich nur an sehr wenige Wege erinnern, die eine intakte Pflanzendecke aufwiesen. Und die wenigen Wege, auf denen das der Fall war, lagen dann in durch die nahe Grenze nur wenig frequentierten Regionen.
Nutzwege sollten generell so angelegt sein, das sie ihrer normalen Nutzung standhalten können. In der heutigen Zeit beinhaltet das auch das Befahren durch Mountainbikes oder im Nationalpark auch eine allgemein hohe Frequentierung durch Besucher. Kennzeichnend für einen Weg im herkömmlichen Sinne ist doch die Abwesenheit einer Pflanzendecke.
 
Oft wird Mountainbikern vorgeworfen, sie würden Wege zerstören. Als Beispiele dafür werden vor allem morastige Bereiche vorgewiesen, die eindeutig Fahrradspuren im Schlamm zeigen.
Die Behauptung ist falsch, denn Fahrradfahrer verursachen keine feuchten Abschnitte auf Wegen. Ein Fahrradreifen verursacht auch keine massiv größere Zerstörung an solchen Stellen, er hinterlässt aber eine wesentlich signifikantere Spur, was ursächlich für diesen Irrtum ist.
Ein morastiger Weg ist generell ein Weg mit einem Schaden, da er seiner eigentlichen Aufgabe so nicht nachkommen kann oder nur für eine gewisse Zeit oder Belastung. Der Knackpunkt liegt nun in der unterschiedlichen Art und Weise, wie Mountainbiker und Wanderer mit so einer geschädigten Stelle umgehen: während Wanderer versuchen, möglichst trockenen und sauberen Fußes darüber hinwegzukommen, hat der Mountainbiker weniger Problem mit dem Morast und versucht meist, den geraden Weg durch die geschädigte Stelle zu nehmen. Das liegt nicht daran, das Mountainbiker generell einen großen Spaß daran haben, sich mit Schlamm zu bespritzen, wie es uns in der Gesprächsrunde schon vorgehalten wurde, sondern daran, das es mit dem Fahrrad wesentlich aufwendiger ist, dem Hindernis auszuweichen. Außerdem stört es tatsächlich kaum, durch so ein Schlammloch zu fahren, da die Füße in sicherer Entfernung auf den Pedalen über den Schlamm getragen werden und trocken bleiben
Wanderer hingegen weichen solchen Stellen aus. Wie Sie einigen Fotos weiter oben unschwer entnehmen können, etablieren sich an vielen Wegen in schlechtem Zustand längst diverse Umgehungen und Parallelwege. Werden also von einem  Mountainbiker in der Regel höchstens vorhandene Schädigungen verstärkt und verdeutlicht, führt das Verhalten von Wanderern ebenso zwangsläufig zu einer Verbreiterung von Wegen. Oder anders ausgedrückt: zur Zerstörung der an Wegen angrenzenden Vegetation.
Die Fotos entstanden bei einer Begehung Anfang Mai 2013, nach einem xtem feuchten Frühjahr. Sie zeigen deshalb die größt mögliche Ausdehung an Feuchtstellen auf Wegen im NP Harz. Mittlerweile, trotz eines auch eher feuchten Frühsommers, sind die meisten dieser Stellen bereits größtenteils abgetrocknet und zeigen kaum noch Zerstörungen.
 
 
X.3: Reale Nutzung von Pfaden und Wegen, Nutzungsverlagerung durch Sperrungen
 
Wer als Mountainbiker im Harz unterwegs ist, nutzt zwangsläufig auch die breiten Wege der Kategorien II und III, da Touren ausschließlich auf Pfaden Kat. I nicht zusammenhängend möglich sind. Dadurch sieht man sehr deutlich bestimmte Verhaltensmuster bei der Nutzung aller Wege.
Wir sehen die von der Nationalparkverwaltung genannten Pfade und Wege wie den Höllenstieg oder den Bremer Weg nicht als die Hauptwanderrouten, sondern ganz klar als Nebenrouten, die fast ausschließlich von eher erfahrene Wanderern genutzt werden. Die großen Hauptströme von Fußgängern im Harz verlaufen vor allem auf breiten Wegen. Beispiele hierfür sind im Bereich Sachsen-Anhalt die Brockenstraße und der Aufstieg Richtung Brocken über den Bahnparallelweg, Neuen Weg und die Alte Bobbahn. Der Eckerlochstieg ist weit weniger stark frequentiert. Bei Beobachtungen des Verhaltens von Wanderern am oberen Einstieg zum Eckerlochstieg nutzten circa 90% aller Fußgänger die Brockenstraße weiter und nur ein Zehntel bog auf den schwierigeren Stieg ein.
Das deckt sich auch mit den Angaben dazu befragter Mountainbiker und mit den eigenen Erfahrungen. Auf den schmalen Pfaden der Kategorie I gibt es eine dramatisch geringere Nutzerdichte als auf den meisten breiten Wegen.
Bezug nehmend auf Darstellung X.1  und die Ausführungen zur Gefährdung durch die Begegnung zwischen Wanderern und Mountainbikern dort macht für uns deshalb eine pauschale Sperrung kompletter Wege keinen Sinn sondern erhöht die Nutzerdichte auf den sowieso stark frequentierten Hauptwanderwegen weiter - mit allen zwangsläufigen Folgen.
Diese Ergebnis ist weder im Sinne der Mountainbiker noch der Wanderer erstrebenswert.
 
 
X.4: Entwicklung des Mountainbikens, auch im Verhältnis zu anderen Nutzungsarten von Wegen
 
Das „Mountainbike“ entstand Mitte/Ende der 80er Jahre aus eher gebastelten Vorgängern und diente dem Zweck, ein sicheres und komfortables Befahren von unbefestigten Wegen zu ermöglichen. Der Radsport erschloss sich dadurch neue Möglichkeiten außerhalb des öffentlichen Verkehrsraums und schaffte die Möglichkeit, Naturerleben und Freizeitsport für Radfahrer zu verbinden. Diese neue Art des Fahrrades unterschied sich deshalb konstruktiv deutlich von Fahrrädern für andere Untergründe und Einsatzzwecke. 
Gerade in den letzten Jahren gab es eine starke technische Weiterentwicklung des MTB. Neue Rahmenkonstruktionen und neues Zubehör ermöglichen es den versierten Nutzern, immer technisch schwierigere Wege sicher zu befahren. Deshalb ist es heute möglich, Pfade mit dem Mountainbike zu nutzen, die in der Vorstellung vieler Nicht-Mountainbiker dazu nicht geeignet erscheinen.
Dieses Phänomen betrifft auch viele andere Freizeit-Sportler, beispielsweise Kletterer, Skifahrer und Snowboarder und weitere. Diese Entwicklung sorgt dafür, das es heute und in Zukunft auf den Wegen ein anderes numerisches Verhältnis zwischen den Nutzergruppen gibt, die Anzahl der Radfahrer hat sich erhöht.
Da die Nationalparkverwaltung laut §5 Absatz (1) des  NPG LSA zur Berücksichtigung regionaler und wirtschaftlicher Interessen und insbesondere der Entwicklung der Lebensbedingungen verpflichtet ist, darf es keine einseitige Aussperrung ausgerechnet der Nutzergruppe geben, die der verhältnismäßig stärksten Entwicklung unterliegt. Für eine Ungleichbehandlung gibt es keine Rechtfertigung.
Eine Beeinträchtigung des Schutzzweckes nach §3 des gleichen Gesetzes - Naturschutz - durch Mountainbiker, die über die Beeinträchtigungen durch andere Nutzergruppen wie Wanderer hinausgeht, ist nicht ersichtlich und nach unserem Wissenstand auch nicht bewiesen.
 
 
X.5: Naturschutz
 
Radfahrer im Nationalpark Harz sind generell Naturfreunde. Es unterscheidet sie in dieser Eigenschaft nichts von anderen Nutzern des Harzes.
Die oft aufgestellten Behauptungen, welche der Nutzergruppe der Fußgänger pauschal eine größere Kompatibilität zum Naturschutz unterstellen als anderen Gruppen, weisen wir klar zurück. Unter allen Nutzern des Nationalparks oder der Natur allgemein gibt es unterschiedliche Ausprägungen im Umgang mit der Natur und keine generelle Legitimation, wegen der Verfehlungen einzelner Mitglieder ganze Nutzergruppen von bestimmten Wegen oder gar Gebieten des Nationalparks auszuschließen.
Wenn begrenzte Gebiete wegen der Brut bestimmter Vogelarten oder aus anderen Gründen zu schützen sind, müssen daraus resultierende Sperrungen für alle Besucher gleichermaßen Wirkung besitzen.
 
 
X.6: Wirkung einseitiger Verbote auf Nutzergruppen
 
Ein großes Problem für alle Mountainbiker, auch wenn sie sich nach den Vorgaben der NPV korrekt im Nationalpark bewegen, ist sowohl das Sperren der Wege an sich als auch die Art, wie diese Sperrungen umgesetzt werden.
Gerade die Verbotsschilder der neuen Generation seit 2012, die sich an Vorbildern aus dem öffentlichen Straßenverkehr orientieren und allein deshalb zumindest fragwürdig erscheinen, verursachen große Probleme im Miteinander der Nutzergruppen. Nicht wenige Radfahrer fühlen sich dadurch in gewisser Weise kriminalisiert, da Verbote in der Regel durch Verfehlungen bedingt werden.
Wanderer, die solch ein Verbotsschild sehen, werden dadurch oft in Vorurteilen bestärkt oder zu diesen angeregt, die sich durch eine andere Form der Beschilderung und einer generellen Aufforderung zu gegenseitiger Rücksichtnahme so nicht ergeben würden. Dazu kommt, das es an der technischen Umsetzung der Beschilderung Mängel gibt: beispielsweise lässt sich der Eckerlochstieg auch über den Bahnparallelweg erreichen, dort und am oberen Einstieg an der Brockenstraße gibt es jedoch kein Verbotsschild, wohl aber am unteren Zugang.
Generell gibt es keine Aufhebung der Verbote, weshalb es oft zu Missverständnissen zwischen Wanderern und Radfahrern gibt, welche Strecken für Fahrräder gesperrt sind und welche nicht.
Diese Beschilderungen müssen dringend ersetzt werden. Der Hinweis an alle Nutzer, das die Wege auch von anderen Nutzergruppen genutzt werden, ist wesentlich zielführender.
 
 
X.7: Wirtschaft und wirtschaftliche Entwicklung
 
Wie in X.4 beschrieben gibt es einen Wandel in der Nutzerstruktur des Nationalpark-Gebietes. Der ist sowohl in der technischen als auch zum Teil in der gesellschaftlichen und demographischen Entwicklung begründet. Jüngere Generationen wachsen in anderen Rahmenbedingungen auf, kommen weit früher in ihrem Leben mit dem Mountainbiken in Kontakt beziehungsweise wachsen damit auf. Es ist also für die Zukunft zu erwarten, das es anteilig immer mehr Radfahrer unter den Waldnutzern allgemein wie auch speziell unter den Nationalparknutzern geben wird.
Diese Entwicklung ist bereits deutlich ersichtlich. Mittlerweile gibt es im Harz etablierte Touren Guides, spezialisierte Mountainbike-Hotels und -Verleiher sowie auch immer mehr Fahrradhändler. Es spielt dabei natürlich auch die Verschiebung der deutschen Wirtschaft in Richtung Dienstleistungsgesellschaft eine große Rolle. Das Mountainbiken wurde also ein massiver Wirtschaftsfaktor im Harz und ist dabei, seine Bedeutung weiter zu vergrößern.
Der Harz ist deshalb so interessant und attraktiv, weil es seine Geographie im gesamten nördlich Raum Deutschlands und weit über diesen hinaus so nur exakt im Harz gibt. Wanderer und Mountainbiker aus dem genannten Raum fahren, wenn sie für ihre Freizeitbetätigung verreisen, zu einem sehr hohen Prozentsatz entweder in den Harz oder in die Alpen. Beide Nutzergruppen finden hier Bedingungen, die kein anderes Mittelgebirge in ähnlicher Reichweite aufweisen kann. Das umfasst sowohl Höhenstruktur als auch klimatische, kulturelle und nicht zuletzt biologische Eigenschaften im weitesten Sinn.
Für ein sonst wirtschaftlich eher strukturschwaches Gebiet ist der damit mögliche und bereits vorhandene Tourismus eine der wichtigsten Lebensadern. Das Mountainbiken hat daran, wie bereits erwähnt, einen steigenden Anteil.
So wurde uns von einem unserer Mitglieder bekannt gegeben, das er als Leiter einer Firma für geführte Mountainbike-Touren im Harz, jährlich um die 500 Übernachtungen vermittelt.
Der oft vorgebrachte Einwand, der Nationalpark Harz umfasse nur ein begrenztes Gebiet und einen kleinen Teil des gesamten Mittelgebirges, ist in der Praxis leider nicht relevant. Nicht umsonst wurde der Nationalpark in seiner geographischen Lage installiert: genau hier befinden sich viele der landschaftlich schönsten Gebiete und vor allem gibt es hier die größten Höhenunterschiede. Genau diese stellen einen der wichtigsten touristischen Reize dar und werden somit auch zur Werbung für den Tourismus benutzt.
Eine Beibehaltung der aktuell bereits installierten Sperrungen oder gar ein Ausbau bedeutet zwangsläufig eine Schwächung der Wirtschaft und ihrer Entwicklung im Harz.
 
 
X.8: Forderungen und Lösungsvorschläge der DIMB IG Harz
 
- Rücknahme aller pauschalen Sperrungen  gegen Mountainbiker, mit Ausnahme des Eulenstieges, des Treppenstieges und des Weges vom Hohnekamm zum Trudenstein,
- Maßnahmen zum Verhindern der Zerstörung oder Beeinträchtigung sensibler Passagen,
- Beschilderung mit Hinweisen zur Doppelnutzung der Wege durch Wanderer und Biker unter Berücksichtigung des Grundsatzes des respektvollen Begegnens,
- Aufbau von künstlichen Hindernissen zur Geschwindigkeitsreduzierung und zur Vermeidung von Umgehungen und Umfahrungen
 
Diese Maßnahmen sollten in einer weiteren Gesprächsrunde erörtert und konkretisiert werden.
 
 
 
Garrit Wenzel, Sprecher der DIMB IG Harz
 
 
Christian Schulz, stellvertretender Sprecher der DIMB IG Harz