Aktuelles "Interview" mit Andreas Pusch in der Volksstimme online:
 
 
Dem Wortlaut nach habe ich nicht das Gefühl, das es sich dabei um ein Interview handelt, vielmehr um einen Rundumschlag der NP-Verwaltung zu den ganzen Themen, die vor allem durch die IG Harz aufgezeigt und in Frage gestellt wurden. Ich habe mir erlaubt, einen Kommentar dazu zu schreiben und weiß nicht, ob der auch wirklich veröffentlicht wird ("wird redaktionell geprüft...")
Deshalb zur Sicherheit hier:
 
"Die Wortwahl des Herrn Pusch ist bemerkenswert und schreit geradezu nach Hinterfragung.
- Warum verweist er auf "Deutschland" bei dem Hinweis auf  Übergriffe durch Wölfe? Denen sind Ländergrenzen egal. 2010 wurde in Alaska eine 32jährige Lehrerin durch ein Wolfsrudel auf Grund unglücklicher Umstände getötet. Wölfe meiden den Menschen, wenn sie es aber nicht können, sind sie eine Gefahr. Das muss man so kommunizieren!
Ich persönlich habe übrigens nichts gegen Wölfe im Harz.
 
- Keine "Pflicht" zum Geldverdienen durch Holzgewinnung? Warum steht dann im Haushaltsplan des NP Harz für das Jahr 2014 die zu erwirtschaftende Summe von 1.1 Millionen EUR? 2012 wurden fast 1.3 Millionen aus dem Holzverkauf sogenannter "Waldumbaumaßnahmen" erzielt.
 
- Dieser "Waldumbau" ist unter Natur- und Waldschützern extrem umstritten. Die Behauptung, das Abfahren des Holzes aus dem Wald würde das Schaffen einer "naturdynamischen Kernzone" beschleunigen, gilt unter den meisten Experten sogar als falsch. Naturdynamik, also ein Gebiet, in dem nur natürliche Prozesse ablaufen, erreicht man nur dadurch, das man diesen Bereich einfach in Ruhe lässt. Das Abfahren des Holzes sorgt für massive Schäden an der Bodenstruktur, an der vorhandenen Pflanzendecke etc pp. Außerdem wird dem Wald wichtiges Material zur Erschaffung eines natürlichen, Feuchtigkeit speichernden und Nährstoffe liefernden Waldbodens entrissen. Wer schon mal in einem echten europäischen Urwald unterwegs war, wird wissen, das so ein aufgeräumter, ebener Boden wie in unseren typischen gepflegten Wäldern dort nicht vorkommt. Es liegen meist viele alte Stämme in verschiedenen Stadien der Umwandlung zu Humus übereinander. In diesem Mikrokosmos entsteht Artenvielfalt, es wird Wasser und werden Nährstoffe gespeichert und gebildet.
Der Abtransport des Holzes ist überflüssig und schädlich.
 
- Die Äußerungen zur Klimaentwicklung im Harz sind nicht nur fragwürdig, sondern entsprechen zum Teil nicht den Beobachtungen, die man hinsichtlich des Schneeaufkommens in den letzten Jahrzehnten im Harz machen konnte.
Der aktuelle Winter ist eine krasse Ausnahme, wie es sie alle Jahre wieder gibt, wie auch zu heiße oder zu feuchte Winter. Die Entwicklung der letzten Jahre sah völlig anders aus, wir hatten hintereinander so viele schneesichere Jahre wie seit langer Zeit nicht mehr. Das wird jeder bestätigen, der regelmäßig Wintersport im Harz betreibt.
Ob nun die Mistel auch bei 500m zu sehen ist, hat damit rein gar nichts zu tun. Jahrestemperatur, Niederschlag und Schneesicherheit sind völlig getrennt zu beobachtende Ereignisse!
Übrigens würde ich Herrn Pusch mal empfehlen, im Winter an die Lifte zu gehen. Die Investitionen dort wurden getätigt, weil gerade an den Wochenenden lange Schlange mit bis zu einer Stunde Wartezeit entstanden und sollen zur Bewältigung des real vorhandenen Besucheraufkommens taugen.
 
- Bemerkungen seitens des NP Harz bezüglich Investitionen in den Tourismus sollte man mit Vorsicht genießen und dabei bedenken, das der Leiter des NP sowie seine Mitarbeiter natürlich eine sehr subjektive Sicht der Dinge haben.
Während Investitionen in touristische Anlagen wenigstens den Zweck einer Subvention erfüllen und zumindest zum Teil der Bevölkerung des Harzes einen Mehrwert durch mögliche Einnahmen durch den Tourismus bringen, haben der NP Harz und seine Vorgänger seit 2000 ganz grob geschätzt ca. 100 Millionen EURO Steuergelder gekostet, die keineswegs eine ähnliche Rendite wie andere Ausgaben bringen und an der regionalen Wirtschaft eher vorbei gehen. Denn entgegen der Darstellungen der NP-Verwaltung ist nicht der Nationalpark der große touristische Magnet der Region, sondern der Harz mit seinen Sehenswürdigkeiten an sich. Als Beispiel: den meisten Brockentouristen ist es ziemlich egal, ob dieser in einem Nationalpark liegt oder nicht.
 
- Eine sehr wichtige Frage umgeht der NP Harz geflissentlich bei seiner Selbstdarstellung und bei seinen Plänen. Um nach ICUN Standard tatsächlich ein "Nationalpark" nach ICUN Kat. II zu sein, sind 75% naturbelassene Zone erforderlich. Das ist aber mit der heutigen Struktur an Wegen im NP kaum zu erreichen. Der Nationalpark sollte schleunigst seine Pläne offen legen, wie er die Wegestruktur zu verändern gedenkt. Wahrscheinlich werden massiv Wanderwege zurückgebaut, um diesen Staus zu erreichen.
 
mit freundlichen Grüßen,
Garrit Wenzel, Sprecher der ig-harz.de"
 
Das ist natürlich vor allem meine persönliche Sicht der Dinge, aber die Darstellungen des NP sind zum Teil doch unerträglich einseitig, subjektiv und oberflächlich.
 
Übrigens wurde ich in den letzten Wochen bereits zweimal zum Theme "Konflikte zw. Wanderern und Mountainbikern" interviewt. Meine Darstellung zu dem Thema geht dahin, das diese Konflikte wesentlich geringer sind als von gewissen Seiten kolportiert werden und vor allem oft auf Fehlbeurteilungen, Vorurteilen, Missverständnissen sowie dem beidseitigen Fehlverhalten weniger Ausnahmen beruhen - reale Gefahren oder gar Unfälle auf Trails sind nun mal fast nicht bekannt.